Energieberatung – lohnt sich das?
- Herr Beck, wann und für wen lohnt sich eine Energieberatung?
Beinahe jeder Betrieb, ob klein oder groß, ob Bäckerei nebenan oder Großindustrie, hat derzeit mit den enorm steigenden Energiepreisen zu kämpfen. Hier ist auf absehbare Zeit keine wesentliche Besserung zu erwarten. Je früher also eine Energieberatung durchgeführt wird, die dank großzügiger staatlicher Förderung bei vergleichsweise geringen Kosten den Energieverbrauch entscheidend senken hilft, desto eher macht sich das in der Bilanz positiv bemerkbar. Insbesondere bei größeren Unternehmen kommt noch der zunehmende politische Druck hinzu, Emissionen zu vermeiden. Am Ende kann jedes Unternehmen seinen CO2-Fußabdruck verringern, zur Erhaltung unseres Planeten beitragen und nicht zuletzt von einer positiven Außendarstellung profitieren, nach dem Motto: „Tu Gutes und sprich darüber!“
- Warum braucht man dafür einen Energieberater?
Dafür gibt es zwei gute Gründe: ein Energieberater betrachtet einen Betrieb ganzheitlich und kann sowohl Hinweise zur Gebäudesanierung, zum Energiekonzept und zur Optimierung von Produktionsabläufen geben. Ausstellung eines Energieausweises und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen von Einsparmaßnahmen auch für die Beantragung von Fördermitteln des Bundes erforderlich ist. Hinzu kommt: nur, wenn ein zertifizierter Energieberater hinzugezogen wird, kann man Fördermittel vom Bund erhalten.
- Was genau geschieht bei einer Energieberatung?
Der Energieberater analysiert systematisch alle Verbraucher wie Produktionsanlagen, Hallenbeleuchtungen, Lüftungsanlagen sowie die thermische Gebäudehülle. Spezielle, ggf. unternehmensspezifische Bereiche wie Druckluftnutzung, Lüftungen oder Kühlungen, werden ebenfalls einer intensiven Begutachtung unterzogen. Daraus ergibt sich ein differenzierter Überblick des Stromverbrauchs und Heiz- bzw. Kühlungsbedarfs. Als Resultat erhält der Kunde ein Energiespar-Konzept mit Vorschlägen für konkrete Maßnahmen, einem Kostenplan und einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.
- Ist das nicht ein hoher Aufwand für die Betriebe?
Für den Betrieb selbst ist der zeitliche Aufwand während der Energieberatung überschaubar: nach einem kurzen Erstgespräch von ca. 60 min benötigt der Energieberater je nach Unternehmensgröße ca. einen Tag, um verschiedene Aspekte vor Ort zu prüfen. Von Seiten des Betriebes müssen lediglich Informationen wie z.B. Stromrechnung, Gas- Heizölrechnung, und ggf. Gebäudepläne sowie Anlagenpläne beigesteuert werden.
- Mit welchen Kosten muss man rechnen, und welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Bis zu einer bestimmten Obergrenze werden Kosten für eine Energieberatung in Höhe von bis zu 80 % für kleine- und mittlere Unternehmen vom Staat übernommen. Beim Unternehmen selbst verbleiben je nach Größe des Unternehmens für die Energieberatung somit nur Kosten in Höhe von 1.500 bis ca. 6.000 €. Für Investitionen in empfohlene Energiesparmaßnahmen – z.B. eine bessere Dämmung, Einbau von Technologien zur Abwärmenutzung oder andere Maßnahmen zur effizienteren Produktion gibt es ebenfalls attraktive Zuschüsse. So wird z.B. der Austausch eines vorhandenen Erdgas- bzw. Heizöl oder Kohlekessel mit 35 % Investitionskostenzuschuss gefördert, sogar bis zu 40 %, wenn die Wärmepumpe Wärme aus dem Erdreich, Grundwasser oder Abwasser nutzt und mit natürlichen Kältemitteln arbeitet. Inzwischen sind bereits sogenannte Hochtemperatur-Wärmepumpen auf dem Markt, die Prozesswärme oder Dampf erzeugen und daher auch im gewerblichen und industriellen Bereich eingesetzt werden können. Die Förderung zu Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle liegt gegenwärtig bei 15 % der förderfähigen Ausgaben. Kommt ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) hinzu, ist ein zusätzlicher Förderbonus von 5 % möglich.
- Lohnt es sich auch für japanische Firmen in Deutschland, eine Energieberatung durchführen zu lassen?
Auf jeden Fall! Auch für diese Unternehmen sind die hohen Energiekosten eine Herausforderung. In den Genuss der Förderung können auch japanische Unternehmen kommen, die eine Niederlassung in Deutschland haben. Der Energieberater kann außerdem eine Hilfestellung bieten, bei der Vielzahl der deutschen Richtlinien und Förderprogrammen den Durchblick zu behalten.
- Was raten Sie Ihren Kunden am häufigsten, um effizient Energie und Kosten einzusparen?
Bei Gebäuden im Bestand ist es immer sinnvoll die Gebäudehülle, das heißt Fenster, Türen, Dach und Außenwände zu überprüfen. Was viele nicht wissen: für Wohngebäude, die vor dem 1. Februar 2002 gebaut wurden, sind Käufer nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) zur energetischen Sanierung verpflichtet. Bis 2027 sollen auch öffentliche Gebäude und Nichtwohngebäude so energetisch saniert werden, dass sie mindestens das Gesamtenergieeffizienzniveau F Verbrauchswert von 160-200 kWh/(m² x a) erreichen. Ein weiterer wesentlicher Faktor zur Energiekosteneinsparung ist eine effiziente Anlagentechnik, z.B. zur Beheizung des Gebäudes. Abhängig von der erforderlichen Vorlauftemperatur im Heizungssystem des Gebäudes, bietet die Wärmepumpe, insbesondere auch in Kombination mit einer PV-Anlage, eine sinnvolle und umweltfreundliche Alternative zum Heizöl- oder Erdgaskessel. Als drittes kommen in der produzierenden Industrie die eigentlichen Anlagen hinzu: hier schaue ich mir insbesondere die energieintensiven Prozesse an und prüfe, wie sie optimiert werden können, um weniger Energie zu verbrauchen. Das kann oft schon eine kleine Änderung sein, die mit wenig Aufwand zu mehr Effizienz und damit zu Kosteneinsparungen führt.
- Was unterscheidet Ihre Arbeit von der anderer Energieberater?
Durch unsere mehr als 30jährige Erfahrung in der Abwicklung deutsch-japanischer Projekte im Energie- und Umwelttechnikbereich ist ECOS in der Lage, individuell auf die Bedürfnisse der Unternehmen einzugehen und mit Technikern und Entscheidungsträgern bei Bedarf auch auf Japanisch zu kommunizieren. Darüber hinaus sind uns die Unterschiede in der Energie- und Fördersituation in beiden Ländern, Deutschland wie auch Japan weitgehend bekannt was insbesondere für unsere Beratung japanischer Unternehmen sehr hilfreich sein kann. Ich kann daher nur jedes Unternehmen, und auch japanische Unternehmen in Deutschland, ausdrücklich ermuntern, von den staatlichen Förderung zu profitieren und mit einer professionellen Energieberatung die eigenen Kosten entscheidend zu senken.